Unsichtbare Umweltzeitbombe: Capstone B verseucht Industrieanlagen
Capstone B ist ein bislang nicht regulierter PFAS-Ersatzstoff, der millionenfach in stationären Löschanlagen vorkommt – meist unbemerkt von den Anlagenbetreibern. Dies kann eine ernste Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit darstellen.
Capstone B, ein als ”moderner” PFAS-Ersatzstoff eingesetztes Fluorpolymer, ist in den vergangenen Jahren millionenfach in stationären Löschanlagen verbaut worden – insbesondere in Schaumtanks und Sprinklersystemen großer Industrieanlagen, Flughäfen und Logistikzentren. Während die Öffentlichkeit zunehmend für PFAS sensibilisiert ist, ist Capstone B den meisten Betreibern, Behörden – und sogar vielen Gutachtern – noch weitgehend unbekannt. Das macht die Verbindung besonders gefährlich.
Ein Problem, das niemand sieht – und kaum jemand kennt
Das gravierende Problem: Capstone B ist nicht verboten – und wird deshalb in der Regel auch nicht untersucht. Das bedeutet: Zahlreiche Betreiber von Löschanlagen wissen nicht einmal, dass sie eine massive Umwelt- und Gesundheitsgefahr in ihren Beständen führen. In Schaumtankanlagen können Konzentrationen im Millionenbereich auftreten. Diese Mengen können bei einem Leck, Umbau oder Löschereignis in die Umwelt und letztlich in das Grundwasser gelangen – ohne dass dies überhaupt erkannt wird.
„Nicht zu wissen, was man in seiner Anlage hat, ist in diesem Fall keine Entschuldigung – sondern eine tickende Zeitbombe“, erklärt ein Sprecher der NT Service GmbH, einem auf PFAS-Dekontamination spezialisierten Unternehmen.
Umweltverschmutzung kaum messbar
Capstone B gehört zu den persistenten, mobilen und toxischen Fluorverbindungen. Einmal in der Umwelt, kann es über weite Strecken ins Grundwasser migrieren – mit massiven Folgen für die Trinkwasserqualität. Dabei ist das Problem nicht nur die akute Gefahr, sondern auch die Unnachweisbarkeit bei Standarduntersuchungen.
Denn: Die umfassende PFAS-Analytik ist hochkomplex und extrem teuer. Nur durch aufwändige Verfahren können einzelne PFAS-Substanzen wie Capstone B eindeutig identifiziert und quantifiziert werden. In der Praxis führt das dazu, dass viele Anlagenbetreiber keine Analyse durchführen lassen – oft aus Kostengründen, manchmal aus Unwissenheit.
Diese Zurückhaltung hat Folgen: Kontaminierte Flächen, belastete Böden und diffuse Einträge in die Umwelt bleiben unentdeckt – und somit unbehandelt. Die Landesbehörden und zuständigen Umweltämter stehen hier zunehmend in der Pflicht, flächendeckende Untersuchungen zu veranlassen, denn der Schutz von Trinkwasser und Umwelt kann nicht dem Zufall oder dem Kostenfaktor überlassen werden.
Gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung
Während für klassische PFAS wie PFOA und PFOS inzwischen eindeutige Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen existieren (u. a. Leber-, Nieren-, Hormon- und Immunsystemschäden), ist die Studienlage zu Capstone B noch unvollständig. Das macht die Substanz jedoch nicht weniger gefährlich, sondern nur schwerer bewertbar – eine typische „regulatorische Grauzone“.
Was man weiß: Fluorpolymere wie Capstone B sind potenziell bioakkumulierend, können sich in der Nahrungskette anreichern und langfristig im Körper verbleiben. Es bestehen Hinweise, dass PFAS-Verbindungen die Immunantwort des Körpers schwächen und krebserregende Wirkungen haben könnten.
Reinigung oder Stilllegung
Betreiber stehen mit dem Rücken zur WandAnlagen, in denen Capstone B-haltiger Schaum eingesetzt wurde, können nicht einfach außer Betrieb genommen oder verschrottet werden, ohne dass vorher eine vollständige Dekontamination stattfindet. Andernfalls drohen massive Umweltschäden und möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen. Eine Reinigung solcher Anlagen bis unterhalb der Nachweisgrenze (< 10 ng/l) ist eine chemisch-physikalische Herkulesaufgabe, die nur wenige Unternehmen in Europa technisch beherrschen. Die NT Service GmbH gehört zu diesen Spezialisten.
Verbot von Capstone B: Nur eine Frage der Zeit
In der EU wird derzeit an einem umfassenden PFAS-Verbot gearbeitet, das nach Einschätzung zahlreicher Experten auch Capstone B einschließen wird. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) verfolgt bereits einen restriktiven Ansatz. Auch auf internationaler Ebene, etwa im Rahmen der Stockholmer Konvention, wird eine Listung fluorierter Ersatzstoffe vorbereitet.
Ein Verbot in den nächsten Jahren ist nicht nur wahrscheinlich – es ist nahezu unausweichlich. Betreiber, die heute noch mit Capstone B arbeiten, riskieren morgen den kompletten Stillstand – oder eine extrem teure Umrüstung auf den letzten Drücker.
Fazit: Die Zeit zu handeln ist jetzt
Capstone B ist eine unsichtbare Umweltlast, die in Anlagen verborgen liegt, aber weitreichende Folgen haben kann – für Mensch, Natur und Infrastruktur. Betreiber dürfen sich nicht auf gesetzliche Lücken oder fehlende Verbote verlassen, sondern müssen aktiv werden. Wer heute investiert, schützt morgen Umwelt, Gesundheit – und seine eigene Existenz.